Gewalt sichtbar machen und Schutz für alle gewährleisten

Heute wurde in Bern die Petition zur Sichtbarmachung und Bekämpfung von Gewalt an Frauen und queeren Menschen mit Behinderungen übergeben. Sie fordert zwei zentrale Massnahmen: eine schweizweite Datenerhebung zu Gewalt an Betroffenen sowie verbindliche Standards für barrierefreie Schutz- und Unterstützungsangebote.

Vor Ort waren die Petitionsstarter*innen von Agile und dem Netzwerk Avanti, die Organisation Campax sowie Unterstützer*innen aus der Zivilgesellschaft. Gemeinsam setzten sie ein deutliches Zeichen: Gewalt an Menschen mit Behinderungen darf nicht länger ignoriert werden und Schutzangebote müssen endlich für alle zugänglich sein.

Namila Altorfer, Co-Geschäftsleitung des Netzwerks Avanti, betont: 
«Dort, wo Schutz am dringendsten wäre, scheitert das System. Viele Frauenhäuser, Opferhilfestellen und Informationen sind bis heute nicht barrierefrei. Es braucht dringend eine angemessene Finanzierung, damit Schutz- und Hilfsangebote für alle zugänglich werden.»

Alizée Rey von Agile, dem schweizerischen Dachverband der Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen, ergänzt: «Daten aus anderen Ländern zeigen deutlich: Frauen und queere Personen mit Behinderungen erleben erheblich häufiger geschlechtsspezifische Gewalt. Diese Gewalt ist nicht unsichtbar, sie wird systematisch ignoriert. Bundesrat und Parlament müssen handeln.»

Hintergrund der Kampagne

Internationale Studien zeigen, dass Frauen und queere Menschen mit Behinderungen ein zwei- bis viermal höheres Risiko haben, psychische, physische oder sexualisierte Gewalt zu erleben. In der Schweiz existiert dazu bis heute keine landesweite Datenerhebung. Dadurch bleibt das Ausmass unbekannt – und die Erfahrungen der Betroffenen werden politisch kaum berücksichtigt.

Gleichzeitig sind viele Schutz- und Beratungsangebote nicht barrierefrei. Wer Hilfe sucht, trifft auf Hindernisse: Treppen, fehlende Gebärdensprachdolmetscher*innen, unverständliche Informationen, komplizierte Formulare oder kognitiv unzugängliche Beratungen. Das verwehrt vielen Betroffenen den Zugang zu dringend benötigtem Schutz.

Die Petition fordert deshalb:

  • Eine schweizweite Datenerhebung zu Gewalt an Frauen und queeren Personen mit Behinderungen, damit die Realität sichtbar wird und politische Massnahmen gezielt ergriffen werden können.
  • Barrierefreie Hilfe für alle, damit Frauenhäuser, Opferhilfe, Polizei und Justiz niemanden ausschliessen.

Gewalt an Frauen und queeren Menschen mit Behinderungen ist kein Randthema, es ist ein strukturelles Problem, das dringend angegangen werden muss.

Kontakt

Alizée Rey, Verantwortliche Interessenvertretung und Networking / 031 390 39 33 / 078 736 70 32 / alizee.rey@agile.ch

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