Hindernisse bei Sozialleistungen

Um Benachteiligungen bei der gesellschaftlichen Teilhabe oder zusätzliche Aufwände auszugleichen, sind viele Menschen mit Behinderungen auf staatliche Sozialleistungen wie IV- oder Ergänzungsleistungen angewiesen. In der Schweiz können sie mit einem vergleichsweise gut ausgebauten Sozialsystem rechnen. Der Weg zu einzelnen Leistungen ist aber häufig mit – teilweise unüberwindbaren – Hindernissen verbunden.

Das wollen wir ändern.

Wir fordern

Zu viele Menschen verzichten wegen komplizierten Verfahren, Informationsmangel, Scham etc. auf Sozialleistungen, obwohl sie Anspruch darauf hätten. Andere sind während des Sozialleistungsbezugs mit Hindernissen konfrontiert, die sich negativ auf ihre berufliche Entwicklung und ihre Gesundheit auswirken können. Dagegen muss rasch etwas unternommen werden.

Die oftmals lange Dauer der IV-Verfahren führt in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und zu grossen finanziellen Problemen.

Hindernisse bei Sozialleistungen haben negative Folgen

für Menschen mit Behinderungen und die gesamte Gesellschaft.

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Konkrete Hindernisse

Eine Online-Befragung von rund 560 Menschen mit Behinderungen zeigt: Der Weg zum Erhalt von Sozialleistungen gleicht häufig einem Hürdenlauf.

Die Verfahren bei der IV sind teilweise übermässig lang und kompliziert. Formulare, schriftliche Informationen und Prozesse sind für manche Personen schwer nachvollziehbar und Hindernisfreiheit ist oftmals nicht gewährleistet. Hinzu kommt, dass Fachpersonen bei den zuständigen Stellen nicht immer über das nötige Wissen über Behinderungen oder gesundheitliche Einschränkungen verfügen. Menschen mit Behinderungen sehen sich bei Ämtern auch immer wieder mit Ableismus konfrontiert. Nicht wenige Anspruchsberechtigte verzichten aufgrund solcher Hindernisse, aber auch aus Angst vor Stigmatisierung oder Missbrauchsvorwürfen auf die Unterstützung, die sie für die Deckung ihres Lebensbedarfs und die gesellschaftliche Teilhabe benötigen würden.

Bei Personen, die Leistungen beziehen, können komplizierte Prozesse oder unpassende Massnahmen den Alltag erschweren, aber auch die schulische oder berufliche Laufbahn blockieren und sich negativ auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. 

Weitere Informationen

(Nicht-)Bezug von Sozialleistungen

Ergebnisse einer Befragung von Menschen mit Behinderungen zu Hindernissen bei der Inanspruchnahme von Sozialleistungen

Das macht Agile

Dem Thema «(Nicht-)Bezug von Sozialleistungen» widmeten wir am 18. November 2023 eine Konferenz in Bern.

In Vorträgen, einem World Café und einer Podiumsdiskussion setzten wir uns mit den mit Sozialleistungen verbundenen Hindernissen auseinander und diskutierten Möglichkeiten zu deren Beseitigung. Zur Sprache kamen Erfahrungen mit komplexen Verfahren, fehlender Hindernisfreiheit in Ämtern oder ableistischem Verhalten von Fachkräften. Kritisiert wurden auch der Mangel an Koordination und an zentralen Anlaufstellen im fragmentierten Sozialsystem, das Unverständnis gegenüber Menschen mit psychischen Behinderungen oder das Problem der Mehrfachdiskriminierung.

Wir diskutierten Handlungsbedarfe, vor allem aber auch gute Praktiken und Erfahrungen sowie Ideen zum Abbau der Hindernisse. Dazu gehört unter anderem – aber an zentraler Stelle – dass die Expertise der Selbstvertreter*innen in den Ämtern miteinbezogen wird.

Für Agile bilden die Beiträge der Teilnehmer*innen wichtige  Anknüpfungspunkte für unsere weitere Arbeit. Wir werden Empfehlungen zum Abbau der Hindernisse formulieren und gezielte Forderungen an die Behörden und allenfalls die Politik stellen.

Weitere Informationen

Nichtinanspruchnahme und Hindernisse beim Bezug von Leistungen im Behindertenbereich

Videobeitrag Referat Prof. Emilie Rosenstein, Leiterin Observatoire des précarités, HETSL

Nichtinanspruchnahme und Hindernisse beim Bezug von Leistungen im Behindertenbereich

Folien zum Referat von Prof. Emilie Rosenstein, Leiterin Observatoire des précarités, HETSL

Bei Problemen mit Sozialversicherungsleistungen helfen Ihnen diese Rechtsberatungsstellen

  • Inclusion Handicap bietet Rechtsberatungen für alle deutsch- und französischsprachigen Regionen.
  • Bei Procap finden Sie diverse regionale Beratungsstellen.
  • Für das Tessin wenden Sie sich an inclusione andicap ticino.
  • Pro Infirmis bietet einen umfangreichen Online-Rechtsratgeber und Beratungsstellen in verschiedenen Kantonen.
  • Das Institut für Rechtsberatung (IRB) der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung hilft Menschen mit einer Querschnittlähmung unentgeltlich und persönlich bei rechtlichen Problemen in den Bereichen Sozialversicherungs- und Haftpflichtrecht.
  • Pro Mente Sana bietet kostenlose Beratung zu psychosozialen und juristischen Fragen für Menschen mit psychischen Behinderungen, ihre Angehörigen und Nahestehende sowie weitere Bezugspersonen.
  • Der Rechtsdienst des Schweizerischen Gehörlosenbundes interveniert, unterstützt und begleitet gehörlose Menschen bei juristischen Fragen und Diskriminierungen.
  • Die Berater*innen von FRAGILE Suisse unterstützen Menschen mit Hirnverletzungen unter anderem auch in den Bereichen Finanzen, Sozialversicherungen und Recht.
  • Menschen mit Multiple Sklerose wenden sich für eine Rechtsberatung an die MS Gesellschaft
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