Ableismus und der Einfluss der Medien
Eine Auswahl aus 70 Jahren Archivmaterial des Fernsehens RTS zeigt die Entwicklung des Blicks auf Behinderungen, der – allzu oft noch – zwischen Herablassung, medizinischer Entmenschlichung oder übertriebener Bewunderung schwankt.
«INEXCLUSIO. Une histoire, des images, des visages.» («INEXCLUSIO. Eine Geschichte, Bilder, Gesichter.» Website nur auf Französisch) Der Titel des Films, der im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Lausanne entstand, an dem Agile massgeblich beteiligt war, sagt viel aus über die unzähligen Stolpersteine, Schlaglöcher und Sackgassen, die den sehr langen und kurvenreichen Weg der Inklusion säumen.
Die von Forscher*innen der Universität Lausanne ausgewählten Fernseharchive wurden von Selbstvertreter*innen – darunter zwei Personen von Agile – im Rahmen eines umfangreichen partizipativen Forschungsprojekts analysiert. Anne Marcellini, Leiterin des Programms: «Wir wollten untersuchen, wie diese Bilder über sieben Jahrzehnte hinweg zu einer allgemeinen Haltung gegenüber Behinderungen beigetragen und unsere kollektiven Vorstellungen geprägt haben.»
Durch ihren Diskurs können die Medien Hindernisse für die Teilhabe aufbauen oder Elemente einbringen, die die soziale Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten erleichtern.
Ich fühle mich immer wie ein Gefangener
Die Auswahl zeigt auch die Trägheit der segregativen Betreuungsstrukturen. Angefangen bei der psychiatrischen Einschliessung über den Mythos der «Wunderheilung» bis hin zu sozialpädagogischen Massnahmen zur Zwangsnormalisierung. So findet man beispielsweise eine Reportage über die unumgängliche Pilgerfahrt nach Lourdes und die Analyse dazu von Menschen mit Behinderungen im Beitrag «Guérir? Mais de quoi?».
Das Spiegelbild unserer Vorstellungen
Die Videos mit den Reaktionen aus erster Hand zeigen auch die Widersprüche auf, die der «Betreuung» von «Invaliden» und «Behinderten» in der Westschweiz seit den späten 1950er-Jahren anhaften. Sie verdeutlichen die Macht des Ableismus – ob verinnerlicht oder nicht –, der die kollektive Wahrnehmung von Behinderungen und die damit verbundenen hartnäckigen und weit verbreiteten Vorurteile nach wie vor prägt.
Uniscope, das Magazin der Universität Lausanne, hält fest, dass die Forschungsarbeit «Sur les chemins de l’inclusion» über eine digitale Plattform und einen Dokumentarfilm in die Gesellschaft eingreifen will, um zu den laufenden Veränderungen beizutragen.
Die Auswahl an Ausschnitten aus verschiedenen Sendungen und die Videobeiträge mit den Reaktionen sind auf der interaktiven Plattform Chemins de l’inclusion (Wege zur Inklusion) zu finden.
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