Leben mit Assistenz – Selbstbestimmt leben in der Schweiz

Assistenz bedeutet Freiheit: Menschen mit Behinderungen sollen selbst entscheiden können, wie sie leben – mit der nötigen Unterstützung. Agile kämpft für gesetzliche Grundlagen und faire Finanzierung, damit Selbstbestimmung Realität wird.

Was bedeutet Leben mit Assistenz?

Alle Menschen haben dieselben, international anerkannten Rechte und Grundfreiheiten. Damit die Situation von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen berücksichtigt wird, in denen Menschenrechte eine Rolle spielen, wurde im Jahr 2006 die UNO-Behindertenrechtskonvention, kurz UNO-BRK, verabschiedet.

Darin ist festgehalten, dass Menschen mit Behinderungen nicht dazu verpflichtet werden dürfen, in besonderen Wohnformen zu leben. Sie müssen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um so zu leben, wie sie wollen. Diese Unterstützung kann in verschiedenen Formen angeboten werden. Die Form der persönlichen Assistenz muss aber zwingend zur Auswahl stehen.

Das sind ihre Rechte

Alle Menschen haben dieselben Rechte und Grundfreiheiten. In Artikel 19 präzisiert die UNO-BRK das Recht von Menschen mit Behinderungen auf ein selbstbestimmtes Leben und persönliche Assistenz.

Grundsätzliches

Sie haben das Recht, Ihren Aufenthaltsort selbst zu wählen. Sie entscheiden, wo und mit wem Sie leben wollen. Dafür müssen Sie die Unterstützung erhalten, die Sie brauchen. Die Unterstützung kann in verschiedenen Formen angeboten werden. Die Form der persönlichen Assistenz muss aber zwingend zur Auswahl stehen.

Persönliche Assistenz im Alltag

Was das konkret heisst und wie persönliche Assistenz ausgestaltet werden muss, steht in der «Allgemeinen Bemerkung Nr. 5», einem Anhang zur UNO-BRK.

  • Sie gestalten Ihre Unterstützungsleistungen selbst und entscheiden, wer Sie wann, wie und wo unterstützt. Sie können verschiedene Anbieter von Leistungen nutzen und/oder selbst Arbeitgeber*in sein.
  • Wenn Sie in Gebärdensprache, leichte Sprache oder anderen Formen kommunizieren, werden Sie dabei unterstützt, Ihre Ziele, Entscheide und Anweisungen zu äussern, sodass diese anerkannt und respektiert werden.
  • Sie rekrutieren ihre persönlichen Assistent*innen selbst, bilden sie aus und beaufsichtigen sie. Ohne Ihr Einverständnis müssen Sie sich ihre persönlichen Assistent*innen nicht teilen.
  • Sie bestimmen selbst, wie viel Kontrolle Sie haben wollen. Sie sind die Person, deren Bedürfnisse es zu respektieren gilt. Sie entscheiden über die Assistenz und sind Ansprechpartner*in für Rückfragen, auch wenn eine andere Person die Arbeitgeberrolle übernimmt.
  • Der Bedarf an Unterstützung richtet sich nach Ihren Bedürfnissen. Sie erhalten und bestimmen über die finanziellen Mittel, die so berechnet sein müssen, dass Sie ihr Assistenzpersonal angemessen bezahlen können.
  • Wenn Sie mit persönlicher Assistenz leben, dürfen Ihnen die finanziellen Mittel nicht gekürzt werden. Persönliche Assistenz und andere Dienstleistungen werde gleichbehandelt und müssen auch gleich viel kosten.

Hier hilft man Ihnen, Ihr Leben mit Assistenz aufzubauen

Bei Pro Infirmis gibt’s Informationen rund um den Assistenzbeitrag und eine kantonale Assistenzberatung, die Ihnen hilft, die richtige Person zu finden und Sie auf Ihre Rolle als Arbeitgeber*in vorbereitet.

In der Romandie unterstützt Sie Cap-Contact beim Aufbau Ihres Lebens mit Assistenz.

InVIEdual.ch, Branchenverband von Menschen, die Assistent*innen anstellen, gibt Antworten auf häufige Fragen rund um den Assistenzbeitrag.

Die CléA Assistenzplattform will Ihnen dabei helfen, Ihr Leben mit Assistenz administrativ zu vereinfachen.

Warum Assistenz unverzichtbar ist

Assistenz bedeutet Freiheit und Selbstbestimmung. Menschen mit Behinderungen sollen selbst entscheiden können, wie sie leben – ob im eigenen Zuhause, bei der Arbeit oder in der Freizeit. Ohne Assistenz sind viele gezwungen, in Institutionen zu leben oder auf grundlegende Teilhabe zu verzichten. Assistenz ist daher kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für Gleichstellung und ein Leben in Würde.

Standpunkt

Raphaël de Riedmatten

«Gut gemeinte Absichtserklärungen und Programme ohne konkrete Aktionspläne reichen nicht mehr aus.»

Die aktuellen Herausforderungen

Leben mit Assistenz ist in der Schweiz noch keine Selbstverständlichkeit. Es fehlen klare gesetzliche Grundlagen und eine faire Finanzierung. Viele Menschen mit Behinderungen sind deshalb weiterhin auf Institutionen angewiesen, statt selbstbestimmt zu leben. Kantonal unterschiedliche Regelungen und bürokratische Hürden erschweren die Umsetzung zusätzlich. Agile setzt sich dafür ein, diese Barrieren abzubauen.

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Standpunkt

Simone Leuenberger

«Unser Land hat die Umsetzung der UNO-BRK definitiv verschlafen.»

Was Agile fordert

Wann leben wir endlich selbstbestimmt?

Wir engagieren uns seit Anfang der 90er-Jahre für den Assistenzbeitrag. Heute gibt es die Leistung zwar, aber sie entspricht noch zu wenig den Bedürfnissen der Menschen, die sie beziehen. Wir wollen, dass sich das ändert.

Das UNO-Komitee, das die Schweiz bei der Umsetzung der UNO-BRK überprüft, fällte im März 2022 sein Urteil. Die Empfehlungen in Sachen Assistenz sind eindeutig: Die Schweiz muss eine Strategie entwickeln, um die Heimunterbringung von Menschen mit Behinderungen zu beenden, und dafür finanzielle Mittel bereitstellen.

Darüber hinaus muss unser Land die persönliche Assistenz stärken, die es Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

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Leben Sie selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden?

Ja

Teilen Sie ihre Erfahrungen mit anderen

Nein

Das ist aber Ihr gutes Recht!

Assistenz bedeutet Freiheit

Selbstbestimmt leben ist ein Grundrecht. Menschen mit Behinderungen brauchen Assistenz, um ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Wir kämpfen dafür!

Zentrale Punkte

Menschen mit Behinderungen gestalten ihre Unterstützungsleistungen selbst und rekrutieren ihr Personal

Menschen mit besonderen Kommunikationsformen werden unterstützt und respektiert

Der Bedarf an Unterstützung richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen mit Behinderungen

Wir fordern

Assistenz muss finanzierbar und schweizweit bedarfsgerecht zur Verfügung stehen.

Die Schweiz muss eine Strategie erarbeiten, um die Heimunterbringung von Menschen mit Behinderungen zu beenden.

Für ein Leben in den eigenen vier Wänden braucht es hindernisfreie und bezahlbare Wohnungen.

Die Administration und Organisation von persönlicher Assistenz muss einfacher und hindernisfrei werden, damit mehr Menschen davon profitieren können.

Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen sind an allen Entscheidungen beteiligt, die ihre Selbstbestimmung betreffen.

Auch die Unterstützung von Angehörigen soll über den Assistenzbeitrag bezahlt werden können.

Unsere Projekte

Inklusionsinitiative

Für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Weiterentwicklung
Assistenzbeitrag

Als Schlüsselelement für Emanzipation, Selbstbestimmung, Inklusion und vollwertige Teilhabe an der Gesellschaft

Jetzt spenden – Selbstbestimmung fördern!

Leben mit Assistenz ist in der Schweiz noch nicht ausreichend gesetzlich verankert. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie uns, weiter für faire Gesetze, Wahlfreiheit und die Umsetzung der UNO-BRK zu kämpfen. Gemeinsam können wir Barrieren abbauen – danke für Ihre Unterstützung!

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